Viel Wind um ein Luftschloss aus der Oberpfalz
Künstler Willi Koch bastelt an einer aufblasbaren Ausstellung - 24 Installationen zum Thema Luft - Eröffnung im September
Amberg. (upl) Die Einkaufstütenorgel pfeift zwar aus den letzten Löchern. Doch Künstler Willi Koch ist zufrieden. Mit einem Knüppel bedient er das sonderbare Blasinstrument und hat es quasi in der Hand, was sich als nächstes aufbläht: Aldi, Lidl oder Kaufhof.
Die Einkaufstütenorgel ist eines von 24 Objekten für den "Airparc" - ein Kunstprojekt, das europaweit einmalig ist. Und Willi Koch aus Etsdorf (Kreis Amberg-Sulzbach) ist sozusagen sein Vater. Er hat den Auftrag erhalten, für den Esslinger Maschinenbau-Konzern Festo eine Erlebniswelt rund um das Thema Luft zu bauen. Und zwar in einer aufblasbaren Ausstellungshalle. Koch hat mit den "Materialien" Luft und Wind bereits jahrelange Erfahrung. Sein Gummeum, das jetzt im Raitenburger Schloss in Kallmünz zu besichtigen ist, strotzt geradezu vor prall gefüllten Gummischläuchen und anderen pneumatischen Auswölbungen. In Esslingen darf sich Willi Koch jetzt so richtig austoben: Eine künstliche Windhose hat Koch gebastelt, eine Aeolsharfe, eine Rohrpost und sogar eine Luftbrücke. Und wer Lust hat, darf später einmal mit seiner selbst gebauten Einkaufstütenorgel spielen. Die Besucher des Airparcs sollen ganz und gar eintauchen in die Welt der Lüfte.
Doch Willi Koch ist beileibe kein Luftikus: Er kann auch mit handfesteren Materialien etwas anfangen, wie etwa dem Asphalt. In seinem Heimatort Etsdorf hat er eine Asphaltkapelle errichtet - ein kleines, kohlrabenschwarzes Gotteshaus, aus dem Stoff, aus dem die Straßen sind. Koch hat die Kapelle, die zuvor kurzzeitig bei der schwarzen Madonna in Altötting bewundert worden war, seiner Heimatgemeinde geschenkt.
Im übertragenen Sinn ist auch der Aiparc in Esslingen so ein Geschenk an seine Heimat. Denn auch wenn das Luftschloss in Baden-Württemberg steht - erdacht, konstruiert und zusammengeschraubt haben es Menschen aus Etsdorf und Umgebung. Der Plan stammt vom Architekturbüro Lottner im benachbarten Hiltersdorf, die Metallkomponenten von der Schlosserei Schönberger in Hainstetten. Der Großauftrag Airparc - für die Betriebe in der Oberpfalz alles andere als eine Luftnummer.
"Wir haben für den Koch Willi schon öfter etwas zusammengeschweißt", erzählt Andreas Schönberger, Junior-Chef der Schlosserei. "Aber diesmal hat er uns an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit gebracht." Leistung, die vom Weltkonzern Festo in höchsten Tönen gelobt wird. Beim Abnahmetermin kam eine hochrangige Firmendelegation in das Bauerndorf und hätte beim Anblick der Airparc-Teile beinahe Luftsprünge gemacht.
So ein Großauftrag schweißt zusammen: Architekt Oskar Lottner, Andreas Schönberger und Willi Koch sind mittlerweile ein eingespieltes Team. "Das ist schon was anderes, wie wenn man ständig nur Geländer oder Treppen zusammenschweißt", sagt Schönberger, der angesichts der Tage und Nächte, die er an dem Airparc gearbeitet hat, ein neues Verhältnis zur Kunst und den Luftschlössern Kochs entwickelt hat. Im September soll die aufblasbare Ausstellung in Esslingen die Pforten öffnen. Axel Thallemer von der Firma Festo wollte nicht ausschließen, dass sie der Südwest-Wind auch noch in die Oberpfalz weht.
(Quelle: Amberger Zeitung)